Die Mitglieder des Ethos Engagement Pool International wollen einen konstruktiven Dialog mit den wichtigsten Vermögensverwaltern aufbauen. Sie wollen damit erreichen, dass die Aktionärsstimmrechte gemäss ihrem Willen und ihren Bedürfnissen ausgeübt werden. Der Pool umfasst 122 institutionelle Anleger, die über 1,5 Millionen Personen versichern und 300 Milliarden Franken Vermögen verwalten. Diese Kampagne wird gemeinsam von Vertretern von Ethos, CPEG und MBS Capital Advice ausgeführt.
Die Stimmrechte sind eines der wichtigsten Instrumente der Aktionärinnen und Aktionären. Damit können sie das Verhalten und die Praktiken der Unternehmen, deren Miteigentümer sie sind, beeinflussen. Wenn nötig können sie sich so mindestens einmal im Jahr gegen die Wiederwahl von Verwaltungsratsmitgliedern, die Vergütungen oder den Nachhaltigkeitsbericht aussprechen. Sie können auch von anderen Aktionärinnen und Aktionären eingereichte Anträge unterstützen, die das Unternehmen zu einer besseren Governance oder Nachhaltigkeit bewegen wollen. Damit senden sie den Unternehmensverantwortlichen ein starkes Zeichen.
Die Abstimmung an der Generalversammlung ist heute ein wesentlicher Bestandteil der treuhänderischen Pflicht der Vermögensinhaber. Sie ist auch eng mit dem Aktionärsdialogs verknüpft, an dem sich immer mehr institutionelle Investoren beteiligen. Denn wenn die Aktionärinnen und Aktionäre mittels einem kontinuierlichen und konstruktiven Dialog Fortschritte in den Unternehmenspraktiken bezüglich Umwelt, Soziales und Governance erreichen, so müssen Rückschritte in diesen Bereichen folgerichtig an der Generealversammlung zu Opposition führen. Ohne Übereinstimmung von Dialog und Ausübung der Stimmrechte verliert jedes Engagement an Glaubwürdigkeit.
Jüngste Studien wie jene von MBS Capital Advice haben aber gezeigt, dass Vermögensverwalter die Aktionärsstimmrechte nicht immer gemäss den Präferenzen ihrer über Investmentfonds investierten Kundinnen und Kunden ausüben. Allerdings können die Vermögensverwalter nur dank der Vermögenswerte der Kundinnen und Kunden überhaupt die Aktien und damit verbundenen Stimmrechte erwerben. So kommt es in der Praxis zu oft vor, dass sich Vermögensverwalter Aktionärsanträgen widersetzen, obschon deren Annahme mit den von ihren Kunden durchgeführten Engagement-Aktivitäten übereinstimmen würde. Oder umgekehrt: Sie unterstützen Anträge des Verwaltungsrats, welche die Endkunden der Investmentfonds mit Direktinvestitionen nicht unterstützen würden, namentlich Abstimmungen über Vergütungen von Führungskräften.
Der Ethos Engagement Pool (EEP) International will daher eine Dialogkampagne mit mehreren Vermögensverwaltern durführen. Ziel ist es, dass die Vermögensverwalter die Stimmrechte konsequent und im Einklang mit den Dialogaktivitäten der Investorinnen und Investoren ausüben.
Konkret fordern die Mitglieder des EEP International die angesprochenen Vermögensverwalter auf, Aktionärsanträgen zuzustimmen, die auf die Umsetzung ehrgeiziger Klimastrategien, die Achtung der Menschenrechte oder die Verringerung der Umweltauswirkungen eines Unternehmens auf die biologische Vielfalt und die Entwaldung abzielen. Es sollen aber auch die Mitglieder der Verwaltungsräte stärker in die Verantwortung genommen werden, indem die Vermögensverwalter beispielsweise gegen die Wiederwahl von Präsidenten von Unternehmen stimmen, die ihre Nachhaltigkeitsprobleme nicht lösen oder ungenügende Strategien zur Behebung negativer Auswirkungen definieren.
Diese Kampagne wird sich über mehrere Generalversammlungs-Zyklen erstrecken und gemeinsam von Vertretern von Ethos, CPEG und MBS Capital Advice ausgeführt. Sie wird sich zunächst an die folgenden Vermögensverwalter richten: Amundi, Blackrock, Pictet, StateStreet, Swisscanto, UBS und Vanguard.
Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos Stiftung: «Wir ermutigen unsere Mitglieder bereits seit mehreren Jahren, ihre Vermögensverwalter aufzufordern, an Generalversammlungen insbesondere bei Nachhaltigkeitsthemen gemäss ihren Erwartungen abzustimmen. Allerdings stellen wir immer noch zu oft Unterschiede zwischen den durchgeführten Abstimmungen und den Engagement-Aktivitäten unserer Mitglieder fest. Daher erachten wir es als wichtig, die Mitglieder des EEP International zusammenzubringen, um eine offizielle und gemeinsame Dialogkampagne mit den wichtigsten in der Schweiz tätigen Vermögensverwaltern zu starten.»
Grégoire Haenni, CIO, CPEG: „Wenn die Abstimmungen der Vermögensverwalter nicht mit den von den Mitgliedern des EEP International festgelegten Prioritäten übereinstimmen, schwächt dies den kollektiven Einfluss der Anleger und untergräbt die Glaubwürdigkeit der Engagement-Bemühungen. Mit dem Dialog mit den Vermögensverwaltern wollen die Mitglieder des EEP International eine bessere Abstimmung zwischen dem Abstimmungsverhalten und den Engagement-Aktivitäten des EEP International erreichen. Diese Bemühung steht im Einklang mit dem Grundsatz 7 des Swiss Stewardship Code: Anleger bleiben auch bei delegierter Vermögensverwaltung verantwortlich und rechenschaftspflichtig.»
Mohammad R. Nadjafi, CEO, MBS Capital Advice: «Die Stimmabgabe ist ein wesentliches Instrument, mit dem Anleger das Verhalten und die Entscheidungen von Wirtschaftsakteuren beeinflussen können. Unsere Analysen der Abstimmungen an Generalversammlungen haben jedoch eine Diskrepanz zwischen den Abstimmungen der wichtigsten Vermögensverwalter und den Engagements des EEP International aufgezeigt. Diese Kampagne zielt darauf ab, diese Diskrepanz zu verringern und so zum Erfolg des Aktionärsdialogs beizutragen.»